Senegal - Die Umsetzung eines Projekts wird oft als ein Abschluss betrachtet. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das ist der vermutliche Ausbruch aus dem Würgegriff bestimmter Zwänge.
Haben Sie sich schon einmal daran erfreut, einen Stein ins Wasser zu werfen? Nach dem gut sicht- und hörbaren Aufprall, breiten sich auf der Wasseroberfläche Wellen aus – kreisrund, harmonisch und lautlos. Die Ähnlichkeit mit dem Aufbau eines Hilfsprojekts spricht für sich. Die Umsetzung beginnt meistens mit einer allgemeinen Aufregung und erreicht mit der Einweihung den krönenden Abschluss. Danach kehrt Ruhe ein und das Projekt verbreitet langsam seine Wirkung…Oder auch nicht.
Auf individueller Ebene können die Auswirkungen erst Jahre nach der Umsetzung eines Projekts erkannt werden. Daher sind regelmässige Besuche wichtig. Die Verbesserung der Lebensbedingungen ist auf verschiedenen Ebenen spürbar. Deshalb ist es wichtig, die Resultate über die finanziellen Auswirkungen des Projekts hinaus zu betrachten, die wir im Westen fälschlicherweise oft als primären Erfolgsfaktor betrachten. Die Begünstigten einer Hirse- und Maismühle freuen sich insbesondere darüber, das Getreide nicht mehr in aufwendiger und mühsamer Handarbeit mahlen zu müssen. Eine Frau aus dem Dorf Fass Goulokoum hat mir erzählt: „Ich habe keine Rückenschmerzen mehr, wenn ich mich abends schlafen lege.“ Im Fall der Gemüseanbau-Fläche in Soucoutoto bezeugten ebenfalls mehrere Frauen: „Dank den Ernten haben wir nun immer genug zu essen zuhause, und der Rest, den wir verkaufen, ermöglicht es uns, die Kinder zur Schule zu schicken.“
Einige Projekte entwickeln sich nach einigen Jahren in Höchstgeschwindigkeit. Die Resultate erlauben sogar, die lokale Entwicklung zu unterstützen. Die Verantwortlichen der Ölverarbeitungsanlage von Faraba haben beispielsweise entschieden, einen Teil der Gewinne für die Sanierung der dörflichen Primarschule zu nutzen. Die Frauen-Gruppierung von Djiredji hat dank des Erlöses ihrer Gemüseanbau-Fläche den Zaun des Kindergartens reparieren lassen. In diesen beiden Fällen hat sich der Erfolg der unterstützten Aktivitäten auf die Gemeinschaft ausgewirkt und eine autonome und unabhängige Entwicklung gewährleistet. Für Nouvelle Planète ist das das Sahnehäubchen, da wir uns letztlich wünschen, nicht mehr benötigt zu werden.
Der Aufbau eines Projekts ist deshalb nur ein Anfang. Die daraus erzeugten Wellen breiten sich idealerweise aus und vervielfachen die Auswirkungen. Leider kommt es vor, dass sie durch ein Hindernis abgeschwächt werden oder im schlimmsten Fall brechen. Bei unseren Projekten im Senegal und anderswo erreichen wir keinen 100-prozentigen Erfolg, aber wir arbeiten zusammen mit unseren lokalen Koordinationsteams und den begünstigten Gemeinschaften unter Hochdruck daran, das Maximum zu erreichen.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Andrea Höhener
