Kamerun - Seit zwei Jahren lähmt eine beispiellose Krise die englischsprachigen Provinzen. Da Gewalttaten stark zugenommen haben, werden wir unsere Intervention zeitweilig einstellen.
Was mit einem „einfachen“ Streik der Lehrkräfte anfing, hat in einer echten bewaffneten Krise in den Regionen Sud-Ouest und Nord-Ouest, in der Nouvelle Planète aktiv ist, resultiert. Zusätzlich zu den Aktionen „Geisterstadt“ (die Geschäfte blieben aus Protest geschlossen), Ausgangssperren zwischen 20 Uhr und 6 Uhr, dem Abschalten des Internets und zahlreichen Kontrollposten auf den Zufahrtsstrassen, machen es tägliche Schiessereien unserem Koordinationsteam CDVTA unmöglich auf dem Terrain zu arbeiten.
Nach Präsidenten Paul Biya‘s Ankündigung für eine siebte Amtszeit zu kandidieren – er ist seit 1982 an der Macht – haben sich die Gewaltakte weiter verschärft. Schusswechsel zwischen den Separatisten und den Regierungstruppen sind an der Tagesordnung und haben mehrere Opfer gefordert. Die Folgen für die Bevölkerung sind dramatisch: Gemäss den Vereinten Nationen wurden 160 000 Menschen vertrieben.
„Mehrerer Gruppierungen haben Mitglieder vor den Gefechten flüchten sehen. Ortswechsel sind gefährlich geworden. Die Bevölkerung leidet unter Mangel an Trinkwasser, schlechten hygienischen Bedingungen und dem Unterrichtsausfall seit zwei Jahren. Die Anfragen für Nothilfe haben sich vervielfacht, werden aber oft abgelehnt“, schildert Francis Njuakom, Direktor der CDVTA, die Situation.
Seit der willkürlichen Aufteilung der Territorien zwischen Frankreich und Grossbritannien von 1916, fühlen sich die anglophonen Provinzen, oft zu Recht, vom frankophonen Teil diskriminiert. Die Separatisten verlangen die Gründung eines neuen Staates „Ambazonien“, die Mehrheit der Anglophonen fordert allerdings eine Rückkehr zum Föderalismus mit zwei als Republik Kamerun vereinten Staaten.
In Absprache mit unserem Koordinationsteam CDVTA haben wir beschlossen, die Situation nach den Präsidentschaftswahlen Anfangs Oktober neu zu evaluieren. In der Zwischenzeit können wir nur auf eine baldige Besserung hoffen.
Roman Twerenbold
Übersetzt von Julia Schaller